Der Lissabonner Fado
Wer mal in Portugal war, kennt bestimmt den portugiesischen Musikstil Fado, den “portugieschen Blues” um es ganz lapidar auszudrücken.
Fado und Saudade...
Wenn der Blues vom Gefühl “I’ve got the blues” lebt, so haben wir im Fado die “Saudade”.
Saudade, ein Gefühl der Sehnsucht, Heimweh, Fernweh, Trauer, Liebe, Traurigkeit, Stolz, Leben, Herz – es gibt keine klare Übersetzung. Der gesungene Fado - das Wort stammt vom lateinischen “Fatum, Schicksal” - drückt diese Saudade aus.
Die wohl schönsten Themen dieser vermutlich in den Seemannskneipen Lissabons entstandenen Schicksalsmusik drehen sich um Traurigkeit und Liebe. Gesungen wird sie von einer männlichen oder weiblichen Stimme, begleitet von 1 oder 2 portugiesischen Akkustikguitarren (“Guitarras portuguesas”). Die klassische Besetzung ist die singende weiblichen Fadista und die männlichen Guitarristas.
Mit und nach Amália Rodrigues, der wohl bekanntesten Fado-Diva, entwickelte sich die Szene weiter und die letzten Jahre haben einige neue Fadistas hervorgebracht:
Wir finden die avangardistische Mísia, die kommerziellere Mariza, die traditionelle Mafalda Arnauth oder die beeindruckende Teresa Salgueiro von den Madredeus. Es gibt noch viele andere Sängerinnen - ein abendlicher Streifzug durch die Fadokneipen lohnt sich.
Alle haben sie eins gemeinsam: Sie leben die Saudade und drücken sie in ihren Liedern aus.
Eine dieser neuen Stimmen des Fado ist die bereits erwähnte Lissabonnerin Mafalda Arnauth. Ihre klare, warme Stimme, ihr klassischer Stil machen ihre Auftritte und ihre Alben zu einer Wonne für den Zuschauer/Zuhörer. Mafalda textet und komponiert meistens selbst, ihre Fados wirken somit echt und glaubwürdig.
Damit auch Sie sich als Leser ein Bild vom Fado und von Mafalda machen können, füge ich kurz zwei kleine Auszüge aus ihrem aktuellen Album “Diário” (“Tagebuch”, “täglich”) aus dem Jahre 2006 an:
O nó que nos ata
(...)
Só sei que eu olho adiante
Contigo sempre a meu lado
Sonha comigo este instante
Sê do meu barco o infante
Temos o rumo traçado!
Der Knoten, der uns verbindet
(...) Ich weiß nur, dass ich nach vorne blicke
Stets mit dir an meiner Seite
Träume mit mir diesen Augenblick
Sei der Infant meines Schiffes
Unser Weg ist vorgezeichnet!
Da cor da noite
(...)
Que grande pode ser a ilusão
Se grande for também a nossa dor
Que nada engana mais o coração
Que querer esquecer um amor com outro amor.
In der Farbe der Nacht
(...)
Groß kann die Illusion sein
Wenn ebenso groß unser Schmerz ist
Denn nichts täuscht das Herz mehr
Als eine Liebe mit einer anderen Liebe vergessen zu wollen.
Das war’s für diesmal. Ich hoffe Sie bleiben weiterhin Abonnent.
Bis zum nächsten Mal!
Nuno Oliveira
Übersetzer und Dolmetscher